Wie bereits Ende letzten Jahres angekündigt, war es in der letzten Bau- und Umweltausschusssitzung endlich soweit. Die Anträge zum Thema Radverkehr in Kaltenkirchen standen auf der Tagesordnung. Dabei ging es um folgende Themen:
- Erstellung eines Radverkehrskonzeptes. Zur Erinnerung: das letzte wurde 2009 erstellt und ist teilweise mal gut , mal schlecht oder gar nicht umgesetzt worden.
- Teilnahme der Stadt am Stadtradeln 2017.
- Forderung von Fahrradabstellplätzen bei zukünftigen Bebauungsplänen.
- Ergänzend hierzu Aufstellen von Abstellplätzen beim Neubau in der Schützenstraße Hausnummer 1 bis 5.
- Teilnahme der Stadt Kaltenkirchen an den Planungen des Radschnellweges von Hamburg nach Neumünster.
Näheres zu den einzelnen Anträgen folgt hier:Das einfache vorweg:
Die Anträge unter 2 und 5 sind nach Verkündung der Stellungnahmen seitens der Stadtvertretung von allen Fraktionen des Ausschusses angenommen worden. Damit nimmt die Stadt am Stadtradeln 2017 und an den Planungen des Radschnellweges teil.
Im Gegensatz dazu fanden bei den Anträgen unter 1 und 4 doch etwas längere Diskussionen statt.
Bei dem unter 1 genannten Thema Erstellung eines Radverkehrs-konzeptes wurde seitens einer Fraktion auf die zu hohen zu erwartenden Kosten hingewiesen. Lt. Stadtvertretung wurde in deren Stellungnahme eine Summe von 25.000,-€ bis 30.000,-€ genannt. Aufgrund der bereits geleisteten Verbesserungen für Radfahrer sieht man nicht ein, so viel Geld nochmals auszugeben. Als Beispiele wurden dann die Radwege am Kisdorfer Weg, das Aufstellen von Fahrradbügeln und der Schutzstreifen auf dem Flottkamp/Alvesloher Straße genannt. (Von ersterem und letzterem berichteten wir schon in unserem Blogg über deren Qualitäten).
Das klingt auch im ersten Ansatz nach viel Geld. Wenn es aber darum geht, zum einen die Attraktivität des Radfahrens in Kaltenkirchen zu steigern und zum anderen die Akzeptanz des Radfahrers im Verkehrsbild in Kaltenkirchen zu kräftigen, so ist das eine geringe Summe. In unserem Vorwort zu den Anträgen haben wir nochmals darauf hingewiesen, dass viele Radfahrer weiterhin der Meinung sind, dass das Fahren in Kaltenkirchen umständlich, nicht konfliktfrei und teilweise gefährlich ist. Damit macht alltägliches Radfahren hier im Ort keinen Spaß und hält viele als Folge davon ab, mal das Rad zu nehmen.
Als Beschluss kam eine günstigere Lösung zur Abstimmung. Das Verkehrskonzept aus dem Jahre 2009 wird überarbeitet und fortgeschrieben werden. Ob das dann günstiger wird, kann man bezweifeln. Mittlerweile haben sich seit 2009 die örtlichen Gegebenheiten doch stark geändert. Ideen von damals wurden nicht umgesetzt, sodass hier neue Konzepte erstellt werden müssen. Offen ist an dieser Stelle auch, ob der ADFC in der Überarbeitung mit seinen Ideen einbezogen wird.
Damit kommen wir zu den letzten beiden Anträgen unter 3 und 4. Was wir, geschuldet der uns nicht vorliegenden Information zum Thema Bebauungsanträge und Abstellanlagen, nicht wussten, ist die Tatsache, dass die Kommunen bereits vom Land beauftragt wurden, hier tätig zu werden. Soll heißen, dass sie für zukünftige Bauanträge eine Regelung für ihre örtlichen Satzungen erstellen sollen. Damit war für uns dieser Punkt beschlossen. Leider mussten wir aber im Laufe der leicht hitzigen Diskussion feststellen, dass manche Fraktion hier keinen Handlungsbedarf aufgrund verschiedener Bauvorschriften zwischen Land und Kommunen sieht. Es kam also nicht zum Beschluss und musste entsprechend vertagt werden. Positiv ist hier aber zu nennen, dass die Stadtvertretung hier eine Anpassung der Satzung erwünscht, damit es eine klare und für alle einheitliche Regelung gibt. Bezogen auf den Neubau in der Schützenstraße wurde dieses laut Stellungnahme auch schon umgesetzt. 25 Fahrradabstellanlagen wurden auf der Rückseite des Gebäudes aufgestellt und ein 46m² großer Fahrradkeller ist eingeplant. Das klingt erst einmal gut. Trotzdem sind auf den Bildern, die uns der Bürgermeister letztes Jahr auf seinem Bürgerabend gezeigt hat, diese nicht zu sehen gewesen. Wir sind der Meinung, dass Abstellplätze frei zugänglich und für Radfahrer offensichlich erkennbar sein müssen. Genauso wie es für PKW-Fahrer gilt. Und Abstellplätze auf der Rückseite des Gebäudes in der Schützenstraße sind nur zu erahnen. Wie aus Zauberhand wurde dann aber von einer Fraktion eine Zeichnung hochgehalten, die vor dem Bereich des Restaurants, der für die Außenanlage vorgesehen ist, Abstellbügel zeigte. Diese sollen gleichzeitig als Abgrenzung des selben Bereiches fungieren. Damit wurde dieser Antrag als nichtig erachtet, was wir dann so auch bestätigen konnten. Wir sind gespannt, ob die Bügel aufgestellt werden und auch den eigentlichen Zweck erfüllen werden.
Unser Fazit aus dieser Sitzung:
Hört man sich die Meinungen der einzelnen Fraktionen an, so muss man feststellen, dass hier doch bei dem einen oder anderen noch das Auto regiert. Unsere Stadt wird mit solchen Meinungen noch weit davon entfernt sein, attraktiv für Radfahrer zu sein. Umständliche Wege, verwirrende oder nicht eindeutig erkennbare Verkehrsregeln und keine konfliktfreien Zonen für alle Verkehrsteilnehmer unterstützen dieses recht stark. Ein Umdenken ist notwendig. Ein Umdenken, das das Radfahren zur alltäglichen Sache macht. Wie es heute schon bei den Autos Usus ist. Radfahren ist nicht nur für die Freizeit vorgesehen! Wir haben erst die Chance, mit mehr Fahrrädern und weniger Autos das einfache und konfliktfreie Fahren in Kaltenkirchen zu genießen, wenn dieses in die Gedanken unserer Stadtvertreter eingegangen ist. Dieses hätte auch den Nebeneffekt, dass wir Anwohner ruhiger und gesünder wohnen könnten.
In diesem Sinne
Andreas Gaden